Reportage

Lehrstellensuche in Zeiten von Corona - der Bund hilft mit

19.08.2020
von Rebecca Pozzoli
Model vor blauem Hintergrund

Eben noch waren so viele Lehrstellen frei, dass unmöglich alle besetzt werden konnten, doch nun führt die Corona-Krise zu einer drastischen Trendwende… Besonders beunruhigend: Studien sagen vorher, dass der Lehrstellenmangel mehrere Jahre lang anhalten wird. Um frühzeitig Gegensteuer zu geben, damit die Krise nicht zur Schwächung der Berufsbildung führt, lanciert Bundesrat Guy Parmelin die «Task Force Perspektive Berufslehre 2020».

Wie sich die Corona-Pandemie konkret auf die Lehrstellensituation und den Berufseinsteigermarkt auswirken wird, ist vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig und noch nicht klar absehbar. Nichtsdestotrotz sorgt sich die Schweizer Bevölkerung um ihre Berufsbildung. Deren grundsätzliche Stärke – die Nähe zu den Unternehmen – könnte in der Corona-Krise zur Schwäche werden, denn es ist mit Betriebsschliessungen und damit verbunden mit dem Verlust von Lehrstellen zu rechnen. Vor allem Betriebe mit Kurzarbeit oder Betriebe, die finanziell unter Druck stehen, werden laut Martina Hirayama, Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation, ihre gewohnte Ausbildungsbereitschaft zugunsten Berufslernender im Sommer 2020 weniger oft an den Tag legen. Ein wahrer Härtetest für die Berufsbildung, denn auch gemäss einer Studie der Universität Bern wird die Corona-Krise in der Berufsbildung erst im Jahr 2025 ausgestanden sein und führt zu einer Einbusse von total 5’000 bis 20'000 Lehrstellen.

Schulisch Schwache riskieren, mehrere Jahre in Zwischenlösungen zu dümpeln

Gemäss Stefan Wolter, Professor der Universität Bern, wird vor allem der Zeitfaktor zum Problem: Die Schülerinnen und Schüler könnten die Krise nicht einfach aussitzen, wie es noch in der Finanzkrise möglich war. Ein einziges Brückenjahr würde nicht mehr reichen. Vor allem praktisch begabte Jugendliche, die weniger gute Schulnoten erzielen, riskieren in der Corona-Krise mehrere Jahre in Zwischenlösungen stecken zu bleiben.

Erfahrung im Umgang mit Lehrstellenkrisen als Lichtblick

Doch nur, weil wirtschaftliche Krisen in der Vergangenheit zu Lehrstelleneinbussen geführt haben, muss dies nicht unbedingt auch für die Zukunft gelten. Denn die Schweiz hat Erfahrung im Umgang mit Lehrstellenkrisen. Erprobte Instrumente zu ihrer Bewältigung bestehen bereits und können bei Bedarf zeitnah reaktiviert und weiterentwickelt werden. Auch existieren Rechtsgrundlagen, um notwendige Projektfördermittel zur Stabilisierung des Lehrstellenmarktes kurzfristig einzusetzen. Um allfälligen Auswirkungen der Corona-Pandemie effizient entgegentreten zu können, ist jedoch ein koordiniertes Vorgehen aller Verbundpartner der Berufsbildung – Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt – nötig.

«Task Force Perspektive Berufslehre 2020»

Die Verbundpartner setzen sich mit vereinten Kräften für die Berufsbildung ein, damit diese so wenig wie möglich geschwächt wird. Dazu hat Guy Parmelin die «Task Force Perspektive Berufslehre 2020» einberufen, die sich unter der Federführung des Steuergremiums «Berufsbildung 2030» voller Elan der Aufgabe widmet, die sich verändernde Situation auf dem Lehrstellenmarkt zu beobachten, zu analysieren und im Falle eines Ungleichgewichtes agil und effizient für geeignete Stabilisierungsmassnahmen zu sorgen. Ziel der Arbeiten ist es, Kantonen, Lehrbetrieben und Jugendlichen eine bestmögliche Unterstützung im Hinblick auf die Besetzung der Lehrstellen 2020 zu garantieren und die Akteure vor Ort zu stärken.

Mehr Lehrstellen und Wahlbereitschaft

In der Summe zeigt uns die aktuell turbulente Zeit gemäss Martina Hirayama, dass das Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystem der Schweiz gut aufgestellt ist und sich unter verschiedensten Konstellationen bewährt: «Es hat sich gelohnt, dass wir in der Vergangenheit auf bewährte Prinzipien und namentlich auf das Vertrauen in die Akteure gesetzt haben. Ebenso profitieren wir davon, dass der BFI-Bereich sich dank einer soliden und stabilen Grundfinanzierung stetig weiterentwickeln konnte. Halten wir deshalb, gerade jetzt, weiter an diesem erfolgsversprechenden Kurs fest.»

Stefan Wolter sieht als mögliche Ansätze darin, dass erfolgreiche Betriebe mehr Lehrstellen schaffen. Oder dass die zukünftigen Berufslernenden bei der Berufswahl weniger wählerisch sind. Denn in der Vergangenheit sei es oft so gewesen, dass es nicht an allen Lehrstellen gemangelt habe, sondern lediglich an jenen Lehrstellen, die eine Mehrheit der Jugendlichen haben wollten: an den «Traumlehrstellen».

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