Reportage

On tour - ein Zimmermann auf Wanderschaft

13.10.2021
von Rebecca Pozzoli
Benjamin Nussbaum, Zimmermann EFZ vor einer blauen Wand

Auf Wanderschaft zu gehen, hat für Zimmerleute Tradition. Bereits im Mittelalter zogen spezialisierte Zimmermänner von Stadt zu Stadt, um bei der Erstellung von Prestigebauten, wie Rat- oder Zunfthäuser, ihr Können unter Beweis zu stellen. Bis heute sind sie unterwegs – allen voran Benjamin Nussbaum, der dieses Jahr als Botschafter von Holzbau Schweiz für den Zimmermannsberuf durchs Land reist.

Benjamin Nussbaum, ein 23-jähriger Zimmermann EFZ, ist bis Ende November 2021 mit seinem Camper für den Zimmermannsberuf unterwegs und arbeitet in verschiedenen Holzbaubetrieben mit. Er unterstützt die Unternehmen bei modernen Grossprojekten, aber auch in Spezialgebieten wie dem Brücken- oder Treppenbau. Daneben besucht er Berufsmessen und Oberstufenklassen, wo er den Jugendlichen die Berufswege und -perspektiven der Zimmerleute vorstellt. Über seinen Berufsalltag berichtet er laufend auf Facebook und Instagram.

Bevor Benjamin Nussbaum losgezogen ist, sein Glück zu finden, war er in einem kleinen Aargauer Betrieb tätig. Am besten hat ihm dabei gefallen, dass er bei spannenden Projekten mitarbeiten konnte, z.B. beim Ausbau einer alten Scheune: «Mir gefällt die Mischung von Alt und Neu. Wir haben das uralte Holz nicht einfach verdeckt, son­dern gebürstet, so dass die alten Balken sichtbar geblieben sind. Man spürt die Geschich­te, das Holz trägt sie in sich».

Doch Nussbaum ist auch offen für Neues. Der Gedanke, neue Betriebe kennenzulernen und ein Weilchen durch die Schweiz zu tingeln, reizt ihn sehr. Er möchte Erfahrungen sammeln und sich engagiert in unterschiedliche Projekte eingeben. Ihm ist dabei auch der soziale Kontakt mit Arbeitskollegen, Kunden, Vorgesetzten und Lernenden sehr wichtig. Nussbaum meint: «Für mich ist die Tour die perfekte Gelegenheit, neue Betriebe, Vorgehensweisen und neue Orte in der Schweiz kennenzulernen. Dass ich für ein halbes Jahr im Wohnmobil leben darf, war ein weiterer Anreiz».

Benjamin Nussbaum ist vom Zimmermannsberuf überzeugt: «Ich mag am liebsten das Arbeiten mit Holz – die vielfältigen Möglichkeiten, die wir mit diesem natürlichen Material haben. Ausserdem gefällt mir, dass man nach Abschluss der vierjährigen Lehre ein grosses Fachwissen besitzt, von dem man ein Leben lang profitieren kann. Das handwerkliche Können und der gelernte Umgang mit unzähligen Maschinen machen Zimmermann und Zimmerin zu Allroundern. Diese Fertigkeiten bringen viele Vorteile weit über die tägliche Arbeit hinaus – ein Leben lang. Mich fasziniert, wie innovativ sich der Holzbau weiterentwickelt. Auch dass es mittlerweile vielfältige Möglichkeiten gibt, um die Vorschriften im Brandschutz einzuhalten. So sind heute gebogene Freiformen keine Seltenheit mehr. Aber auch Hochhäuser werden mittlerweile an verschiedenen Orten in Holz geplant».

 

Dass Nussbaum für den Beruf brennt, merkt man auch, wenn er an Berufswahlmessen als Gast und Berichterstatter mit den Oberstufenschülerinnen und Schülern spricht. Er informiert sie über die Tätigkeiten von Zimmerleuten und stellt ihnen die Karrieremöglichkeiten im Holzbau vor. Er erzählt lächelnd: «Ich arbeite sehr gerne mit Jugendlichen, was mir bei den Schul- und Berufsmessebesuchen entgegenkommt. An den Veranstaltungen ist es mir wichtig, dass ich meine eigenen Bilder zeigen und mit meinen eigenen Worten erzählen kann. Nur so kann ich spon­tan sein und sagen, was mir in den Sinn kommt. Ich spreche von meiner bisherigen Tour, aber auch vom Schweizer Bildungs­system. Ich zeige die Vorteile ei­ner Berufslehre auf, und gehe dabei speziell auf die Zimmermannslehre ein».

 

Wie Benjamin Nussbaums berufliche Zukunft aussehen wird, weiss er momentan noch nicht. «Mich irgendwann selbständig zu machen, wäre ein Traum. Konkrete Pläne gibt es aber nicht. Vorerst konzentriere ich mich auf meine Tätigkeit als Zimmermann on Tour. Wohin mich meine Leidenschaft zum Holz danach bringen wird, ist offen».

 

 

Zimmermänner und Zimmerinnen bauen Holzbauwerke aller Art. Geschickt fertigen sie aus Massivholz und holzhaltigen Halbfabrikaten Dachstöcke, Chalets, ja sogar Brücken und vieles mehr. Es handelt sich um einen traditionellen Beruf mit modernem Touch, denn mit der Digitalisierung haben auch moderne Geräte, z.B. computergesteuerte Fräsmaschinen, ins Handwerk der Zimmerleute Einzug gehalten. Fühlst du dich angesprochen? Dann lies die Berufsbeschreibung bei gateway.one.

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