Reportage

Sieg an der Wissenschafts-Olympiade 2018

24.01.2019
von Mirjam Sager
Nicolas Camenisch

In der Schweiz finden in acht wissenschaftlichen oder technologischen Disziplinen Wissenschafts-Olympiaden statt (Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik, Philosophie, Physik und Robotik). Die Jugendlichen werden ausserschulisch in Workshops, Lagern und an Prüfungen auf die Teilnahme vorbereitet und stellen sich schliesslich dem spannenden Wettbewerb. Dieser soll ihre Neugier, ihre Kreativität und ihr wissenschaftliches Talent fördern. Bei Nicolas Camenisch, Sieger in der Disziplin Informatik 2018, hat dies zweifellos geklappt:

«Die Künstliche Intelligenz, die uns angeblich mal die Jobs klauen wird, war ja nicht einfach plötzlich da, die wurde erschaffen. Sie kommt aus der Informatik, daher habe ich da keine Existenzängste.»

Nicolas, wenn deine Freunde dich beschreiben müssten: Welche Stärken würden sie nennen?

Nicolas: Wahrscheinlich würde das Wort «Informatik-Crack» fallen. Und sie würden sagen, dass mein
Talent in den naturwissenschaftlichen Fächern liegt.

Und wie sieht es mit der Schule aus? Fördert sie deine Interessen? Oder geht es eher darum, dass sich alle denselben Inhalt aneignen müssen?

An unserer Schule wird stark auf die Wissenschafts-Olympiade hingewiesen. Besonders die Biologielehrerin macht konstant Werbung für die Bio-Olympiade (lacht).

Kann es sein, dass du beim Denken die Zeit vergisst und bei der wissenschaftlichen Arbeit in eine Art Flow kommst?

Ja, ich kenne das vom Informatikfinal. Die 5 Stunden, die wir am Stück programmieren, verfliegen
im Nu, weil wir so konzentriert sind. Auch während der Mathelektion merke ich es. Wenn ich an
einer schwierigen Aufgabe arbeite, die mich wirklich interessiert, verliere ich das Zeitgefühl.

Gibt es auch Herausforderungen, die dich demotivieren?

Das kenne ich eigentlich nur in Fächern, die nichts mit Naturwissenschaften zu tun haben (lacht). Wenn Aufgaben zu schwierig sind, kommt man nicht auf eine Lösung und das demotiviert.

Wie sieht es mit deinen Berufswünschen aus?

Ich tendiere im Moment zu einem Informatikstudium. Die Matura mache ich aber erst in einem Jahr. Ich arbeite auch schon Teilzeit im Informatikbereich, zum Beispiel habe ich Apps veröffentlicht. Das interessiert mich und macht mir Spass. Wie gesagt, beim Programmieren kommt man manchmal in den Flow, vergisst die Zeit, das ist sehr angenehm.

Kannst du uns von diesen Apps erzählen?

Ja, klar. Kennt ihr Geocaching? Das ist eine Art Schatzsuche mit GPS im Wald. Man sucht nach Gegenständen und gibt deren Codes auf der Website ein. Mit meiner App muss man das nicht von Hand machen, sondern kann den Code automatisch auf der Website einlesen. An dieser App habe ich lange gearbeitet, jetzt gibt es sie für Android und iOs. Mein Vater hat mich auf die Idee gebracht. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich die App mal veröffentliche. Inzwischen läuft sie gut, es sind um die 20’000 Downloads. Ich verdiene ein bisschen was an der Pro-Funktion der App.

Nochmals zurück zu den Berufen: Die Berufswelt entwickelt sich ja rasant mit der Digitalisierung. Einige Jobs werden verloren gehen, andere kommen dazu. Macht dir das Angst?

Abgesehen davon, dass wir genau heute im Geschichtsunterricht darüber gesprochen haben,
beschäftigt mich das Thema eher weniger. Die ganze Automatisierung musste ja auch von irgendwoher kommen. Die Künstliche Intelligenz, die uns angeblich mal die Jobs klauen wird, war ja nicht einfach plötzlich da, die wurde erschaffen. Und die kommt aus der Informatik. Daher habe ich da keine Existenzängste.

Die Zukunftsforscher beschäftigen sich nicht nur mit neuen Berufen, sondern auch mit den Generationen. Du bist um das Jahr 2000 herum geboren, gehörst also zur sogenannten Generation Z. Sie wird als selbstbewusst, ruhig und eher verwöhnt beschrieben. Wie nimmst du deine eigene Generation wahr?

Ich finde diese Generalisierungen schwierig. Ich selber sehe mich teilweise als sehr ruhig, zusammen mit anderen Leuten bin ich manchmal alles andere als ruhig. Wenn wir uns mit der vorherigen Generation vergleichen, sind wir wohl schon etwas verwöhnter. Aber wahrscheinlich nicht mehr, als die Generation, die jetzt auf die Welt kommt. Vielleicht verstehen wir die Technologie etwas besser, weil wir sozusagen in sie hineingeboren wurden.

Danke für das Gespräch, lieber Nicolas. Wir wünschen dir alles Gute bei der Matura.

Apps von Nicolas

Die Apps fürs Geocaching findest du online.

Möchtest du ebenfalls an der Wissenschafts-Olympiade teilnehmen? Teilnahmebedingungen: Alter: unter 20 Jahren (Ausnahmen nach Rücksprache unter Umständen möglich), Besuch einer Mittelschule in der Schweiz oder im Fürstentum Lichtenstein. Die Bedingungen können bei den einzelnen Disziplinen variieren. Genaue Infos geben die einzelnen Vereine. Informiere dich auf https://science.olympiad.ch und melde dich direkt auf dieser Webseite zum Wettbewerb an.

Zurück

Zurück

Ähnliche Artikel